Wie soll das Areal der ehemaligen Trabrennbahn im Stadtteil Hillerheide in Zukunft genutzt werden? Das war die große und anspruchsvolle Aufgabe im Jahr 2016. Gemeinsam mit Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger, hat die Verwaltung eine der letzten wirklich großen Flächenentwicklungen im Stadtgebiet von Recklinghausen begonnen.
ISEK Hillerheide: Abriss der Gebäude auf der Trabrennbahn startet
Es ist das ehrgeizigste städtebauliche Projekt der nächsten Jahre. Entsprechend groß war dann auch das Interesse an einer Bürgerinformationsveranstaltung zum Zukunftsprojekt Trabrennbahn, einem der vier Leitprojekte des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes (ISEK) Hillerheide. „Wir freuen uns über das große Interesse und werden auch in den nächsten Jahren immer wieder über den Fortschritt der Pläne im Rahmen solcher Veranstaltungen berichten“, sagte Bürgermeister Christoph Tesche in der Turnhalle des Alexandrine-Hegemann-Berufskollegs.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand am Montagabend die Information über den Rückbau der Gebäude durch die Stadtentwicklungsgesellschaft Recklinghausen (SER). „Rund 50 Gebäude müssen abgerissen werden. Dafür werden wir rund ein Jahr brauchen“, sagte SER-Projektleiter Helge Wassermann. Mittlerweile sei auch der Auftrag an das Unternehmen Freimuth Abbruch & Recycling GmbH aus Bülkau bei Cuxhaven vergeben wurde. Deren Bauleiter Lüder Steinberg stellte das Abbruchkonzept im Detail vor.
Seine Firma hatte bereits vor Jahren die Zechengebäude des Bergwerks Blumenthal an der Herner Straße dem Erdboden gleichgemacht und war auch in Bochum beim Abriss des Opelwerks aktiv. „Sie sehen, wir können das und bringen insbesondere auch alle notwendigen Qualifikationen und Zertifikate für den Umgang mit Altlasten mit“, betonte Steinberg.
„Im Oktober starten wir mit der Einrichtung der Baustelle im Bereich der Stallungen, im November sollen dort dann auch die Abbrissbagger rollen“, kündigte Steinberg an. 25 Mitarbeiter werden mit schwerem Gerät aktiv sein. Im März wechselt das Freimuth-Team dann auf die westliche Seite und startet mit dem Abriss der Tribünengebäude. Die Betonteile sollen im südlichen Bereich zur A 2 gesammelt und mit einer Brechanlage aufbereitet werden. Einen Teil der anfallenden Stoffe können für den Straßenbau oder den Lärmschutzwall auf dem 34 Hektar großen Areal weiterverwendet werden.
„Ein Ingenieurbüro hat ein Schadstoffkataster erstellt, wir wissen also genau wo welche problematischen Stoffe liegen. Die gesamten Abbrucharbeiten werden von der Aufsichtsbehörde begleitet“, erklärte Steinberg. Seine Mitarbeiter seien bemüht, durch den Einsatz von Wasser die Staubbelästigung in Grenzen zu halten. „Es kommt auch keine Abrissbirne zum Einsatz. Das ist Technik von gestern, wie arbeiten mit einem Bagger, der mit einer riesigen Betonschere die Mauern knackt und tragen die Tribüne so Stück für Stück und langsam ab.“
Im Vorfeld des Abbruchs sind bereits Anlieger durch das Ingenieurbüro Flaitz angeschrieben worden, für deren Häuser ein Beweissicherungsverfahren durchgeführt wird. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass es zu Schäden durch Erschütterungen an den Gebäuden kommen wird“, sagte Floyd Flaitz vom zuständigen Ingenieurbüro. „Die Protokolle der Beweissicherung werden wir den Hausbesitzern zur Verfügung stellen“, versprach Wassermann.
Die SER hat die Firma außerdem verpflichtet, die Baustelle mit ihren Fahrzeugen vorzugsweise aus Osten kommend anzufahren bzw. auch in Richtung Osten über die Blitzkuhlenstraße zu verlassen, um den Abschnitt der Blitzkuhlenstraße zwischen Maybachstraße und Herner Straße zu schonen. Steinberg hat berechnet, dass rund 1000 Lkw-Ladungen mit Material abgefahren werden müssen. „Das hört sich viel an, doch unter dem Strich macht das bezogen auf die Laufzeit der Baustelle ein Fahrzeug pro Stunde. Das wird man auf der ohnehin viel befahrenen Blitzkuhlenstraße kaum merken“, sagte der Bauleiter.
Etliche Fragen gab es aus der Bürgerschaft dazu, wie es nach dem Abriss weitergeht. Bürgermeister Christoph Tesche machte deutlich, dass es zwar eine vom Rat verabschiedete Rahmenplanung gibt, an den Details aber erst noch gearbeitet werden muss. „Ein Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept setzt ja genau darauf, dass alle Aspekte von Lärm, über Ökologie und Verkehr bis zur Nahversorgung und Infrastruktur berücksichtig werden. Dazu sind noch etliche Untersuchungen und Gutachten zu erstellen.“
So stehe derzeit auch noch nicht fest, wie viele Wohneinheiten auf dem Trabrennbahn-Areal einmal entstehen würden. „Wir gehen derzeit von einer Zahl zwischen 800 und 1000 aus. Das kann sich aber im Zuge der Untersuchungen und Planungen durchaus noch ändern.“
Hier finden Sie ein PDF-Dokument zur Bürgerinformationsveranstaltung.
In seiner Sitzung am 9. Oktober 2017 hat der Rat der Stadt Recklinghausen die Umsetzung des Trabrennbahn-Projektes beschlossen, vorbehaltlich der Bewilligung von Fördermitteln durch die Bezirksregierung (Durchführungsbeschluss). Der Beschluss im Detail:
Mit dem Leitprojekt Trabrennbahn wird eine städtebauliche Entwicklung der Zukunft begonnen, die hinsichtlich der Bautechnik, der energetischen Versorgung, des Mobilitätskonzeptes, einschließlich des Knotenpunktes Herner Straße/Blitzkuhlenstraße, der Erhaltung und Entwicklung der biologischen Vielfalt sowie des Wohnflächenangebotes und der Grünflächenversorgung für alle nachhaltige und zukunftsweisende Lösungen beinhalten soll.
• Der Rat beschließt die dargestellten Änderungen in der Weiterentwicklung der Planung gegenüber dem Ergebnis der Bürgerwerkstatt (vgl. DS 0341/2016).
• Der Rat beschließt die aktualisierte Fassung der Rahmenplanung Trabrennbahn als Grundlage für die weitere Bearbeitung des Leitprojekts 1.
• Der Rat beschließt, eine Bürgerinformationsveranstaltung durchzuführen.
• Der Rat beschließt die Ausschreibung und Beauftragung der zur Entwicklung der Trabrennbahn erforderlichen Planungsleistungen, Gutachten und Baumaßnahmen.
• Der Rat beschließt die Vorbereitungen zur Schaffung eines Gewässers (hier: See ohne Badenutzung) weiter voranzutreiben.
Folgende Aspekte sollen in den weiteren Planungsschritten dringend bearbeitet und berücksichtigt werden:
• Die Erfordernisse eines zusätzlichen Schulstandortes sind zu prüfen.
• Östlich der Straße an der Rennbahn wird zwischen der Straße und der Siemensstraße, unter Berücksichtigung aller Belange,die Ansiedlung von Gewerbe vorrangig geprüft.
• In die weitere Planung und in eine Prüfung der Umweltverträglichkeit zum Großgewässer sollen verschieden Alternativen mit unterschiedlich großem Wasserflächenanteil einbezogen und unter anderem hinsichtlich ihrer Verträglichkeit mit den verschiedenen Umweltbelangen verglichen werden.
• Die Erhaltung eines Großteils der wesentlich wertbestimmenden Lebensraum-Objekte z. B. die Höhlenbäume, wird geprüft. Eine deutliche Verbreiterung des Nord-Süd-Grünzuges im Bereich des Hauptsammlers wird alternativ geprüft.
• Ein Maß an öffentlich gefördertem Wohnraum ist zu prüfen.
• Die Integration eines Mehrgenerationen-Wohnkomplexes ist planerisch einzubeziehen.
Weitere Informationen zur Trabrennbahn, einen Kurzbericht zu den beauftragten Gutachten sowie den Endbericht zur Rahmenplanung finden Sie in der Ratsvorlage 0371/2017.
Zeitschiene zur Entwicklung der Fläche
Wie es zum Auftrag "Wohnen am Wasser" kam
Am Dienstag, 28. Juni 2016, hat sich die Empfehlungskommission mit Bürgermeister Christoph Tesche für das Konzept zum neuen Rennbahn-See von der Dortmunder Städtebauerin Prof. Christa Reicher mit dem Freiraumplaner Frank Flor ausgesprochen.
„Der Entwurf hat uns überzeugt, und die Empfehlungskommission hat sich mit sehr großer Mehrheit dafür entschieden“, sagte Tesche im Anschluss an die Sitzung. „Eine wichtige Etappe ist erreicht. Das Grundkonzept liegt uns nun vor, es ist der klare Auftrag zum ,Wohnen am Wasser‘.“
Bürgermeister Tesche und der Technische Beigeordnete Norbert Höving machten aber auch deutlich, dass diesem Schritt noch etliche folgen müssen. „Viele Untersuchungen und Gutachten stehen jetzt an, um die Machbarkeit des Konzeptes zu bestätigen“, sagte Höving. So müsse vor allem auch untersucht werden, in welcher Form der Rennbahn-See realisiert werden könne und welche Kosten dafür entstehen werden. „Im schlimmsten Fall müssten wir uns für die Freifläche etwas anderes überlegen, aber davon gehen wir im Moment nicht aus“, sagte Tesche.
Das Konzept, für das sich die Empfehlungskommission entschieden hat, wurde dem Stadtentwicklungsausschuss und auch dem Rat der Stadt vorgelegt, der es am Montag, 4. Juli 2016, verabschiedete. Nun wird ein Förderantrag bei der Bezirksregierung gestellt. „Wenn wir da grünes Licht bekommen, geht es für uns anschließend darum, die entsprechenden bauplanungsrechtlichen Schritte vorzubereiten. Eine Anpassung zum Regional- und Flächennutzungsplan wird erforderlich sein und danach werden mehrere Bebauungsplanabschnitte in der Bauleitplanung folgen, um das ausgesuchte Konzept umzusetzen“, sagte Höving.
Die komplette Entwicklung des 39 Hektar großen Areals wird voraussichtlich 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen. Wie viele Wohneinheiten am Ende tatsächlich um den geplanten Rennbahn-See entstehen, wird der weitere Planungsprozess zeigen. Geplant sind derzeit mehr als 1000 Wohneinheiten. Auch die Vergabe des Wohnraums ist aktuell noch kein Thema.
„Die rege Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger am bisherigen Planungsprozess hat mich besonders gefreut“, sagte Tesche. „Denn hier besteht wirklich die Chance, das Areal zu einem ganz besonderen Quartier in Hillerheide zu machen. Umso wichtiger ist es dann, wenn solche Beteiligungsmöglichkeiten auch angenommen werden."
Dieser Entwurf des Rennbahn-Sees geht auch einher mit vielen Wünschen der Bürger, die sich bei der Wikimap Hillerheide dazu geäußert haben. So war vielen wichtig, den dortigen Freiraum weitgehend zu erhalten.
Hier können Sie die Gewinner-Präsentation des Architekturbüros rha sowie einen kurzen Erklärtext der Planer herunterladen.
Die Begründung der Empfehlungskommission gibt es hier.
Was zuvor geschah: Zum Auftakt des Planungsprozesses begrüßte Bürgermeister Christoph Tesche alle Interessierten am Dienstag, 16. Februar 2016, zum „Stadtteilforum 1 - Impulse“ in den Räumen der NUA. In diesem Stadtteilforum konnten sich die Besucher ausführlich über die Aufgabe, die Beteiligungsmöglichkeiten und das gesamte Programm des ersten Halbjahres 2016 informieren. Zudem wurden alle Experten vorgestellt und ein Impulsprojekt einer gelungenen Trabrennbahn-Umnutzung präsentiert. Unter dem Titel "Varianten" sind im zweiten Stadtteilforum am Montag, 14. März 2016, die ersten Struktur- und Nutzungsideen vorgestellt worden.
Bestandteil im Planungsprozess war auch eine vorbereitende Stadtteil-Werkstatt als Bürger-Analyse des Plangebietes und seiner Stärken und Schwächen, die am Samstag, 13. Februar 2016, von 9 bis circa 13 Uhr mit vier thematisch zugeordneten Arbeitsgruppen stattfand. Darin konnten Bürgerinnen und Bürger - begleitet von Fachleuten - eine erste Einschätzung zur Trabrennbahn und ihre Ideen zur zukünftigen Nutzung entwickeln.
Im dritten Stadtteilforum am Montag, 18. April 2016, sind als Ergebnis des Abends die Leitziele der Bürger- und Expertenbeteiligung in Form von Hinweisen zur Bebauungs-, Nutzungs-, Erschließungs- und Freiraumstruktur festgehalten worden. Dieses - über das Bürgerengagement entstandene - Strukturkonzept ist den anwesenden Entwurfsteams (bestehend aus Städtebau- und Freiraumbüros) zur weiteren Bearbeitung übergeben worden. Die Planungen sind nun in die zweite, konkrete Stufe gegangen.
Im vierten Stadtteilforum am Montag, 9. Mai 2016, sind die Erstideen der drei Bearbeitungsteams präsentiert und anschließend im Plenum diskutiert worden.
Im fünften Stadtteilforum am Montag, 27. Juni 2016, sind alle drei Konzepte der Entwurfsteams als Abschlusspräsentationen gezeigt und diskutiert worden:
Hier finden Sie das Programm mit allen wichtigen Terminen zum Herunterladen.
Hier finden Sie ein PDF-Dokument mit Informationen zum 2. Stadtteilforum.
Hier finden Sie ein PDF-Dokument mit Informationen zum 3. Stadtteilforum.
Hier finden Sie ein PDF-Dokument mit dem Protokoll zum 4. Stadtteilforum.
Hier finden Sie ein PDF-Dokument mit dem Protokoll zum 5. Stadtteilforum.
Hintergrund
Der Dialog zwischen Verwaltung und Bürgerschaft hat bereits begonnen, als mit dem integrierten Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK) eine Zukunftsvision für Hillerheide entworfen worden ist. Die Anregungen und Ideen für den Stadtteil, die Bürgerinnen und Bürger durch die Online-Beteiligung „Wikimap“ eingebracht haben, hat die Verwaltung bereits bei einer öffentlichen Bürgerversammlung diskutiert. Zusätzlich sind die genannten Schwerpunkte in die Erstellung des Gesamtkonzeptes eingeflossen. Im Sommer 2015 hat der Rat dann fünf Leitprojekte beschlossen, die die Lebensqualität in Hillerheide bis 2030 noch deutlich weiter erhöhen sollen. Eines davon ist ein Zukunftskonzept für die ehemalige Trabrennbahn. Hier finden Sie mehr Informationen zum ISEK Hillerheide.
Kontakt
Stand: 11.10.2017