
Im Rahmen des Landes-Förderprogramms „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft (KRiS)“ beginnt jetzt am Paulusanger mit Blick auf den auch in Recklinghausen fortschreitenden Klimawandel die Installation eines klimaresilienten Niederschlagsbewirtschaftungssystems für ein rund zwei Hektar großes Areal. Der Paulusanger ist Teil des KRiS-Gestaltungsraums „Erlbruchpark“.
„Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, unsere Stadt widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen und gleichzeitig die städtebauliche Entwicklung nachhaltig zu gestalten“, erklärte Bürgermeister Christoph Tesche bei der Projektvorstellung. Der Paulusanger, der sich auf einer Fläche von etwa zwei Hektar erstreckt, ist ein bedeutendes Bindeglied im Rahmen des sogenannten Gestaltungsraums „Erlbruchpark“. „Ziel ist es, die Auswirkungen von Starkregen, Hitzeperioden und Dürre zu minimieren und die Lebensqualität in der Stadt langfristig zu sichern“, so Tesche weiter.
Das Projekt am Paulusanger ist Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets, das die Verwaltung nach einem Ratsbeschluss am 30. September 2019 in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Im Rahmen der Ratsbeschlüsse vom 27. November 2023 wurden die drei Gestaltungsräume „Stadtgarten“, „Ludwig-Erhard-Allee“ und „Erlbruchpark“ offiziell angemeldet. Für den Paulusanger wurden bereits Förderanträge gestellt, um die klimarelevant geplanten Maßnahmen umzusetzen. Die Förderung erfolgt zu 60 Prozent durch das Land Nordrhein-Westfalen, den Rest übernehmen Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV). Projektträger ist ptj (Projektträger Jülich).
„Das Förderprogramm KRiS ist so konzipiert, dass es als Vorbild für andere Städte und Regionen dienen kann. Durch die Anwendung moderner, nachhaltiger Technologien und Strategien soll es eine Signalwirkung entfalten. Es zeigt, wie Kommunen aktiv und zukunftsorientiert den Klimawandel bewältigen können“, erklärte Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft/Lippeverband bei der Projektvorstellung.
Der Fokus am Paulusanger liegt auf der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung. Das bedeutet, dass anfallendes Regenwasser künftig gezielt versickert, verdunstet und/oder kontrolliert abgeleitet wird, um Überflutungen und Schäden zu vermeiden. Hierfür werden spezielle Rigolen gebaut, die das Wasser aufnehmen und weiterleiten. Das Regenwasser wird durch die belebte Bodenzone gereinigt. Zusätzlich werden Mulden angelegt, die das Wasser sammeln und gedrosselt in einen Regenwasserkanal ableiten.
Das Ziel ist, mindestens 25 Prozent der Niederschlags-Entwässerung von befestigten Flächen in dem Gestaltungsraum vom Mischwasserkanal abzutrennen, um die Kanalisation zu entlasten und die Umwelt zu schützen. Durch die Versickerung des Regenwassers wird die Grundwasserneubildung gefördert, die Hitzeentwicklung im Sommer reduziert und die Gefahr von Überflutungen bei Starkregen minimiert. Zudem trägt das Projekt dazu bei, die städtische Infrastruktur nachhaltiger zu gestalten und den öffentlichen Raum attraktiver zu machen.
Die Bauarbeiten wurden nach einer europaweiten Ausschreibung an eine Bietergemeinschaft vergeben, die sowohl die entwässerungstechnischen Belange, die ökologische Gestaltung als auch die verkehrstechnische Planung übernimmt. Die Arbeiten am Paulusanger sollen bis zum Sommer 2026 abgeschlossen sein. Dann wird es auch eine offizielle Eröffnung geben.
Während dieser Zeit werden die bestehenden Flächen umgestaltet, neue Grünflächen angelegt und die Infrastruktur für die Regenwasserbewirtschaftung integriert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einbindung der Öffentlichkeit. Dazu wurden bereits Informationsveranstaltungen und Bürgerbeteiligungen durchgeführt, um die Anwohner*innen über die Maßnahmen zu informieren und Anregungen aufzunehmen. Ziel ist es, den Paulusanger und den gesamten Gestaltungsraum „Erlbruchpark“ zu einem lebendigen und nachhaltigen Stadtquartier zu entwickeln.
Die Kostenschätzung für den Endausbau des Paulusangers beträgt rund 1,75 Millionen Euro. Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Betrachtungsraum „Erlbruchpark“ laut aktuellen Schätzungen auf rund 13,5 Millionen Euro.
Zum Projekt „KRiS“: Für das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ hat das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen ein Förderprogramm für Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung aufgelegt. Gemeinsam mit den Wasserverbänden der Region (Emschergenossenschaft, Lippeverband, Ruhrverband, Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft, Niersverband) sollen darüber sowie über ergänzende Förderungen bis 2030 rund 250 Millionen Euro in entsprechende Projekte im Ruhrgebiet investiert werden.
Gefördert werden Maßnahmen in allen 53 Städten und Gemeinden des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Die Kommunen verpflichten sich, bis 2030 rund 25 Prozent der befestigten Flächen in ausgewiesenen Gestaltungsräumen von der Mischwasserkanalisation abzukoppeln und die Verdunstungsrate um zehn Prozentpunkte zu steigern. Gestaltungsräume können jegliche Quartiere mit klimawandelbedingten Defiziten sein, denen mit wasserbezogenen Maßnahmen begegnet werden kann und in denen durch gebündelte Maßnahmen messbare Effekte erzielt werden können (Quelle: www.klima-werk.de).
Foto (Stadt RE): Bürgermeister Christoph Tesche und Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft/Lippeverband (vorne Mitte), machten sich zusammen mit Vertreter*innen der Stadtverwaltung und der mit den Bauarbeiten beauftragten Bietergemeinschaft sowie Vertreter*innen der Lokalpolitik am Paulusanger ein Bild.