Aktuelles Recklinghausen

Momentan bewegen sich die Trucks von Dortmund aus auf Recklinghausen zu und könnten noch in dieser Woche das Stadtgebiet erreichen. Die Strecke führt dann von Pöppinghausen über Röllinghausen bis nach Suderwich (siehe Karte zum Streckenverlauf im Anhang).
Die Messungen finden im Rahmen des Masterplans Geothermie NRW statt. Es ist das fünfte Jahr, in dem die auffälligen weißen Messfahrzeuge durch Nordrhein-Westfalen (NRW) rollen. Ziel ist es, Daten über die geologischen Strukturen im Untergrund zu gewinnen. Im Fokus stehen Kalksteine, denn sie können wassergefüllte Hohlräume aufweisen. „Das macht Kalksteinhorizonte ideal für die geothermische Nutzung, wie unsere erfolgreiche Forschungsbohrung in Krefeld gezeigt hat“, erklärt Dr. Ulrich Pahlke, Direktor des GD NRW. „Je tiefer die Kalksteine liegen, desto heißer ist das in ihnen enthaltene Wasser. Mithilfe der seismischen Messungen können wir eine Art Ultraschallbild des Untergrundes erstellen und so abschätzen, wo und wie tief potenziell wasserführende Kalksteinschichten liegen.“
So laufen die Messungen ab: Die Vibro-Trucks senden über hydraulisch absenkbare Rüttelplatten Schallwellen in den Untergrund, die sich bis zu 4.000 Meter in die Tiefe ausbreiten. Unterschiedliche Gesteinsschichten reflektieren diese Signale. Spezielle Mikrofone (Geophone) erfassen an der Oberfläche die reflektierten Wellen. Drei Vibro-Trucks fahren im Konvoi, halten alle 30 Meter an und vibrieren bis zu drei Minuten. So kommt der Messtrupp nur langsam voran, wodurch es lokal zu kurzen Verkehrsbehinderungen kommen kann. Die Vibrationen der Rüttelplatten sind in unmittelbarer Nähe der Fahrzeuge spürbar. Mit den Motoren- und Kompressorgeräuschen kündigt sich der Konvoi schon mehrere hundert Meter vorher an. Die Messungen werden täglich von 6 bis 22 Uhr durchgeführt. „Wir bitten die Anwohnerinnen und Anwohner um Verständnis für mögliche Störungen“, sagt Projektleiter Ingo Schäfer (GD NRW). „Sie werden uns insgesamt maximal ein bis zwei Stunden hören und dann sind wir wieder weg.“
Die Messrouten wurden unter besonderer Berücksichtigung von Sicherheit, Schutz sensibler Infrastruktur, Umwelt- und Denkmalschutz geplant. Zusätzlich überwacht ein Team mit speziellen Messgeräten, dass die zulässigen Schwingungswerte für Gebäude zu keinem Zeitpunkt überschritten werden.
Im Jahr 2024 hat Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur den Masterplan Geothermie NRW vorgestellt, der ein Maßnahmenpaket beinhaltet, um bis 2045 rund 20 Prozent des Wärmebedarfs in NRW durch Geothermie zu decken. Ein wichtiger Baustein des Masterplans ist das Explorations- und Bohrprogramm „Geowärme – Wir erkunden NRW.“ Die gewonnenen Daten stehen der Öffentlichkeit nach der Auswertung frei zur Verfügung, beispielsweise für die kommunale Wärmeplanung, aber auch für Energieversorger, Industrie und Landwirtschaft. Seismische Messungen fanden schon 2021 bis 2024 im Münsterland, im Rheinland und am Niederrhein statt. Dort bauen die Städte bereits auf den Daten auf und realisieren eigene Geothermieprojekte.
Umfassende Informationen zum Projekt stellt der GD NRW außerdem auf der Webseite www.geowaerme.nrw.de zur Verfügung. Ergänzend liefern die Social-Media-Kanäle unter @geowaermenrw wöchentliche Updates zu den Messstrecken, Informationen zu Technik und Hintergründen und aktuelle Impressionen von der Strecke.
Zum Hintergrund: Hydrothermale Geothermie
Die hydrothermale Geothermie nutzt heißes Tiefenwasser, das durch eine Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt wird. Dort überträgt es seine Wärme mittels Wärmetauschern beispielsweise an ein Fernwärmenetz, Industriebetriebe oder Gewächshäuser. Das abgekühlte Wasser wird im Anschluss über eine zweite Bohrung vollständig in den ursprünglichen Entnahmehorizont zurückgeführt. Der entscheidende Vorteil: Die lokale Wärme aus der Tiefe steht ganzjährig, witterungsunabhängig und rund um die Uhr zur Verfügung. Sie ist nicht nur preisstabil, sondern auch klimafreundlich und trägt zur Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten bei.



















