„Es freut mich, dass das von uns vorgestellte Paket auf breite Zustimmung gestoßen ist“, erklärte Christoph Tesche. Die Stadt peile im ersten Schritt Energieeinsparungen von 15 Prozent an.
Der Bürgermeister sieht die Stadt in zweierlei Hinsicht gefordert. „Angesichts der angespannten Lage ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Energie zu sparen. Das ist durch den Bund und das Land so bereits formuliert worden. Zum anderen wollen wir als Stadt aber angesichts der explodierenden Energiepreise natürlich auch so gut es geht Kosten eindämmen“, betonte Christoph Tesche.
Mehraufwand beträgt mindestens 5 Mio. Euro
Die Stadt Recklinghausen muss 2023 nach Berechnungen ihrer Fachleute mit einem Mehraufwand von mindestens 5 Mio.€ zur energetischen Bewirtschaftung ihrer Liegenschaften rechnen. Gleichwohl sollen alle Einrichtungen nutzbar bleiben, eine Schließung von Liegenschaften aus Gründen des Energiemangels ist derzeit nicht vorgesehen. Die Nutzer*innen müssen sich aber auf weniger Komfort einstellen.
Die Verwaltung hat in den vergangenen Tagen verschiedene Szenarien durchgespielt und sich dabei auch an den aktuellen Empfehlungen des Deutschen Städtetages und einen Erlass des Landes NRW zum energieeffizienten Betreiben und Nutzen von Gebäuden orientiert. „Wir werden keine Liegenschaft vom Netz nehmen, aber natürlich buchstäblich an den Thermostaten drehen“, kündigte Christoph Tesche an. Für die Gebäude gilt eine Heizperiode, die am 1. Oktober beginnt und voraussichtlich am 15. April endet. „Natürlich behalten wir uns vor, je nach Wetterlage flexibel zu reagieren“, sagte Tesche.
Absenkung der Temperatur in städtischen Gebäuden
In den Büros der städtischen Gebäude werden die Heizungsanlagen auf 19 Grad Celsius eingependelt. Ausdrücklich ausgenommen sind Schulen und Kindertagesstätten. Dort werden die Räume nach Landesempfehlung auf 20 Grad in den Schulen und 22 Grad in den Kitas geheizt. In Veranstaltungshäusern sowie Museen, Ruhrfestspielhaus, Bürgerhaus Süd, Bibliothek und VHS gilt ebenfalls die Landesempfehlung von 20 Grad.
Auf den Fluren, in Lager- und Technikräumen etc. reichen, je nach Gemengelage, auch zehn bis 15 Grad. In den Turnhallen wird die Temperatur auf 17 Grad heruntergeregelt. Geplant ist auch die Abschaltung der Warmwasserbereitung an Handwaschbecken. Die Nutzung von zusätzlichen Elektrogeräten in Verwaltungsgebäuden (Heizlüfter, Radiatoren, private Kühlschränke) wird untersagt. Zur Kontrolle der Temperatur in den Gebäuden werden Thermometer ausgegeben.
Straßenbeleuchtung ist vielfach auf LED umgerüstet
An sogenannten anbaufreien Straßen bleibt die Beleuchtung dunkel, die Illuminierung von städtischen Gebäuden und Kunstwerken wird eingestellt. Ampeln sind in der Nacht teilweise bereits ausgeschaltet, viele Anlagen und Laternen wurden zudem auf stromsparende LED-Technik umgerüstet. „Natürlich behalten wir bei der Bewertung dieses Bereichs stets auch Sicherheitsaspekte im Auge“, stellte Christoph Tesche klar.
Auch die Bäder und Sportanlagen bieten Einsparpotenziale
Energieintensiv ist insbesondere das Freibad Mollbeck. Es soll zwar bis Ende September geöffnet bleiben, jedoch wird die Stadt ab dem 15. August auf die Beheizung der Außenbecken verzichten. Im Freibad Süd setzt die Stadt mit der dortigen Solaranlage auf die Kraft der Sonne. Bleibt die weg, müsse sich die Schwimmer*innen mit kühleren Wassertemperaturen begnügen. In den beiden Hallenbädern, in Süd geht das Bad erst im November wieder ans Netz, wird die Wassertemperatur um ein Grad gesenkt. Künftig soll es nur noch einen statt bisher drei Warmbadetage in den Hallenbädern geben. Die Wassertemperatur wird ansonsten um ein Grad gesenkt. Im Naturfreibad Suderwich kann auf Maßnahmen verzichtet werden, das Nichtschwimmerbecken wird mit Abwärme des Holzheizkraftwerkes der Firma Ökotech beheizt.
Sensibilisiert werden sollen auch die Sportvereine. Nicht immer müssen zum Beispiel auf einem Fußballplatz für das Training alle Fluchtlichtstrahler eingeschaltet werden. Und auch in mancher Sporthalle kann der Trainingsbetrieb durchgeführt werden, ohne das alle Lampen eingeschaltet sind.
Bürgermeister setzt auf Unterstützung der Bürgerschaft
„Bei vielen Maßnahmen sind wir darauf angewiesen, dass diese auch von den Nutzern unserer Gebäude mitgetragen und umgesetzt werden“, sagte Christoph Tesche. Die Stadt werde entsprechende Aufklärungsarbeit bei Ihren Mitarbeitenden, in den Schulen, aber auch bei den Sportvereinen, leisten. „Wir werden außerdem an die Veranstalter in der Stadt appellieren, bei Events wie dem Feierabendmarkt auf der Hillerheide, dem Abendmarkt auf dem Kirchplatz, Zu Gast in RE, Kultursommer, Weihnachtsmarkt und ,Recklinghausen leuchtet‘ das Thema Energiesparen ebenfalls zu berücksichtigen“, kündigte Christoph Tesche an.
Der Bürgermeister ist optimistisch, dass die von der Stadt initiierten Maßnahmen von der Bürgerschaft mitgetragen werden. „Wir leben in besonders schwierigen Zeiten und niemand weiß so richtig, wie sich die Lage weiterentwickelt. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen, vor den wir als Stadtgesellschaft stehen, auch meistern. Recklinghausen hat auch in den Flüchtlingskrisen und der Corona-Pandemie bewiesen, dass wir zusammenstehen. Sollte es erforderlich sein, die Anstrengungen zur Einsparung von Energie zu verstärken, werden und müssen wir entsprechend reagieren.“
Stadt steigert seit Jahren die Energieeffizienz ihrer Gebäude
Christoph Tesche verwies zudem darauf, dass die Stadt Recklinghausen bereits seit langer Zeit auf Maßnahmen zur Energieeinsparung und den Ausbau erneuerbarer Energiequellen setzt. Das Portfolio umfasst verschiedene Bereiche:
Pressefoto:
Im Freibad Mollbeck werden ab dem 15. August 2022 die Becken nicht mehr beheizt. Die Sport- und Freizeitanlage verbraucht mit Abstand die größte Menge Gas im städtischen Immobilienportfolio. Foto: Stadt RE