1.10 Verfolgung der Kommunisten

In der Münsterstraße 11 wohnte Alexander Münch, einer der führenden Kommunalpolitiker der KPD. Er hatte gemeinsam mit Josef Krüll, Adolf Hütteroth, Andrej Schinkowiak und anderen 1920 die KPD in Recklinghausen gegründet. Die ersten Unterredungen zur Strategie und Taktik der Partei fanden in seinem vorherigen Wohnsitz Caspersgässchen 9 statt, wo sich auch die kommunistische Jugend, KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands) gründete. Die Kommunisten hatten in der Weimarer Republik als kompromisslose Gegner vor der Hitler-Diktatur gewarnt, gleichzeitig aber auch mit ihrer Sozialfaschismus-These, die auf Stalins Auffassung zurückging, Faschismus und Sozialdemokratie seien Zwillingsbrüder, ein gemeinsames Aktionsbündnis mit der SPD unmöglich gemacht.

Bis zum Januar 1933 glaubte in der KPD wie in der gesamten organisierten Arbeiterbewegung kaum jemand ernsthaft, der wegen ihrer Erfolge und Stärke bewunderten deutschen Arbeiterbewegung ein ähnliches Schicksal wie das ihrer italienischen Klassenbrüder unter Mussolini widerfahren könnte. Deshalb traf der Verfolgungsterror der Nationalsozialisten die Kommunisten mit unerwartet großer Härte, besonders nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933. In einem Bericht des „Höheren Polizeiführers im Westen“ im Recklinghäuser Polizeipräsidium, Sonderkommissar Dr. Günther Graf von Stosch, vom 13.4.1933 hieß es:

„Die Reorganisationsversuche der Partei und ihrer Nebenorganisationen werden mit besonderer Zähigkeit und erheblichem Geschick fortgesetzt. Trotz umfangreicher Festnahmen der Führer (bis zum 7.4. im Befehlsbereich 7.299 Personen) konnten sich jedoch in fast allen Großstädten neue Führerstämme bilden. Deshalb wurde am 11.4.1933 die grundsätzliche Festsetzung sämtlicher bekannt gewordener und noch bekannt werdender Ersatzführer im Befehlsbereich angeordnet (bis zum 12.4. einschließlich sind daraufhin etwa 700 Festnahmen erfolgt).“RZ 29.04.33

Die Nationalsozialisten gingen mit äußerster Brutalität vor. Nach dem Tod Albert Funks, eines Führers der kommunistischen Bergarbeitergewerkschaft, und Hermann Vördings, eines Coesfelder Kommunisten, im Recklinghäuser Polizeipräsidium Ende April 1933, wurde am 5. April Fritz Brenninghaus, Unterbezirksleiter der KPD Recklinghausen von der SA aus seiner Wohnung geholt und Stunden später tödlich verletzt auf die Straße geworfen. Mit dem Beginn der Illegalität der KPD wurde der Sekretär der Bezirksleitung Ruhr Albert Stasch beauftragt, die Leitung der Unterbezirke Gelsenkirchen und Recklinghausen zu übernehmen. Über die Situation Anfang 1993 schrieb er: „ In Recklinghausen habe ich noch eine größere Funktionärskonferenz in der Heide organisiert. Wir trafen uns in einer Mulde im Freien. Am 24. April wurde ich verhaftet. Die Unterbezirksleitung Recklinghausen war vor mir schon vollständig verhaftet worden.  Wir wurden furchtbar misshandelt. Die Gestapo-Bullen schlugen auf uns mit präparierten Gummischläuchen ein. Ich bin mehrmals ohnmächtig geworden, wurde mit Wasser übergossen und erneut geschlagen. Ich weiß nicht mehr, wie oft sie das wiederholten… Wir befanden uns in einem Raum normaler Bürogröße, in dem etwas fünfzehn Gestapo-Knechte waren..  Blauschwarz von den Misshandlungen und unfähig etwas zu essen, lag ich im Recklinghäuser Polizeigefängnis. Der Hausvater des Gefängnisses, ein ehemaliger Sozialdemokrat, tat für mich, was er konnte. Er hat seine Frau sogar nach Medikamenten für mich geschickt. Von den Misshandlungen hatte ich auch noch eine Gelbsucht bekommen und wurde in das Gefängnis Bochum überführt, wo ich in die Krankenabteilung kommen sollte. Aber ich erhielt nur einen Strohsack auf dem Boden der Zelle.“

Obwohl die KPD bei den Märzwahlen bereits illegal arbeitete, erzielte sie noch 13 % der Stimmen für das Recklinghäuser Kommunalparlament (NSDAP 37 %, SPD 9 %, Zentrum 28 %). Ihre sechs Abgeordneten hatten allerdings keine Gelegenheit mehr, ihre Mandate wahrzunehmen. Die Parteibüros wurden geschlossen, die Zeitung „Ruhr-Echo“ wurde verboten. Im Gegensatz zur SPD, die von Anfang an ein Weiterbestehen sozialdemokratischer Gesinnung in lockeren Zirkeln praktizierte, baute die KPD einen straff organisierten illegalen Parteiapparat auf, der immer wieder von der Gestapo enttarnt wurde und für viele Kommunisten zu langjährigen Zuchthaus- und Lagerstrafen, Folterungen und Tod führte.

[Vgl. 1.9. „Nach einiger Zeit kamen die ersten aus dem Zuchthaus zurück…“ Verfolgung und Widerstand der Kommunisten (Münsterstr. 2), in: Geck, Möllers, Pohl, „Wo du gehst und stehst…“ , Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945, Recklinghausen 2002, S. 33-34]

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