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„Nur Ratten verlassen das sinkende Schiff“, lautete das Motto von Dr. Selig Auerbach (1906 - 1997), der 1934 als junger Bezirksrabbiner nach Recklinghausen gekommen und den Niedergang der Gemeinde als Folge der antisemitischen Hetze und Gesetzgebung miterleben musste. Dabei hatten er und seine Frau Hilda (geb. 1911) bei ihrer Ankunft in das erst 1930 eröffnete Jugend- und Gemeindehaus einziehen können. Die bei der Einweihung auftretenden Repräsentanten Sanitätsrat Dr. Lehmann Schönholz, Amtsgerichtsrat Dr. Willy Stern und Sanitätsrat Dr. Sally Löwenstein hatten damals - ein Jahr nach der 100-Jahr-Feier der Gemeinde 1929 - zu den angesehensten Bürgern der Stadt gehört. Und zum Gedenken an dreizehn „für das Vaterland gefallene Gemeindemitglieder“ errichtete die Gemeinde ein Kriegerdenkmal auf ihrem Friedhof. Als Bezirksrabbiner, der für 19 Gemeinden im Vest und im Westmünsterland zuständig war, besaß Dr. Auerbach wie Gemeindekantor Siegmund Mannsbach eine Dienstwohnung über den Gemeinderäumen, Am Polizeipräsidium 3.
Nach ersten Übergriffen, Boykottaktionen, Diskriminierungen und den Nürnberger Rassegesetzen vom 15.09.1935 verließen die ersten der vormals 450 Gemeindemitglieder das Land. Als 1937 nach weiteren 31 Wegzügen die Zahl der Recklinghäuser Juden auf 250 gesunken war, war auch die seit mehreren Generationen an der Martinistraße ansässige Medizinerfamilie Schönholz nach Palästina emigriert, wo sie die ungewohnte Arbeit von Kibbuzarbeitern verrichtete: „Man stand Schlange für Visen, eidesstattliche Versicherungen, irgendetwas … Man untersuchte Telefonbücher New Yorks und Chicagos auf entfernte Verwandte …“ oder wandte sich für südamerikanische Visa an „Schlepperorganisationen“, erinnerte sich Hilda Auerbach später an die verzweifelte Suche nach Fluchtmöglichkeiten. Dr. Auerbach war häufig im benachbarten Polizeipräsidium, um sich für Gemeindemitglieder einzusetzen.
In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurden auch Rabbinerfamilie und Gemeindehaus unmittelbare Opfer, als SA-Leute gewaltsam in das Haus eindrangen. Terror, völlige Zerstörung und Brandschatzung ihrer Wohnung führten bei der überfallenen Frau Hilda Auerbach zu einer Fehlgeburt, bei ihrer 1937 geborenen Tochter Chana zum lebenslangen Trauma. Wie die Kantorenfamilie Mannsbach, die in der obersten Etage wohnte, entkamen sie nur mit Mühe dem Feuer und wurden zunächst ins Polizeipräsidium verbracht und einen Tag später freigelassen. Das Haus war unbewohnbar und wurde 1940 erst nach umfangreichen Renovierungsarbeiten städtisches Ernährungsamt. Rabbiner Dr. Auerbach wurde nach seiner Rückkehr von einer Dienstreise einen Tag später im Polizeipräsidium „in Schutzhaft“ genommen, wo er mit anderen Gemeindemitgliedern zwei Wochen inhaftiert blieb und misshandelt wurde.
Nur mangelnde Transportkapazitäten verhinderten die Deportation der 40 Bürger Recklinghausens in eines der Lager, in die reichsweit Juden verschleppt worden waren. Erklärtes Ziel der etwa 20.000 Verhaftungen durch SD-Chef Heydrich war die wirtschaftliche Ausplünderung und die Erhöhung des Drucks zur Ausreise. Dabei wuchsen die Schwierigkeiten, überhaupt noch Aufnahmeländer zu finden.
Ein anonymer Drohanruf, den Rabbiner zu fassen und „ihn in einer Urne“ zurückzuschicken, veranlasste im Dezember 1938 die Familie zur Flucht nach Holland, für das sie ein befristetes Visum erhalten hatten. Als „Flüchtlinge“ gelangten sie von dort nach London und Northhampton, wo sie bittere Erfahrungen als „illegale Arbeiter“ und „arme Verwandte“ erleben mussten. Gleichzeitig waren sie bürokratischen Schikanen des Reichs auch im Exil weiter ausgesetzt; so mussten sie am 31.01.1939 bei der Botschaft in London die erzwungene Hinzufügung jüdischer Vornamen für sich beantragen. Das hinderte die Briten nicht daran, sie als „feindliche Ausländer“ zu beobachten und bei Kriegsbeginn ihre Evakuierung nach Übersee zu planen. Den Auerbachs gelang es gerade noch mit Hilfe der jüdischen Gemeinde von Seattle, ein Visum für die USA zu bekommen.
Nach dem Ende der NS-Diktatur baute die Jüdische Kultusgemeinde im alten Gemeindehaus wieder ihr Zentrum auf, das 1955 einen Anbau mit Betsaal und am 26. Januar 1997 die Erweiterung durch den Neubau der Recklinghäuser Synagoge erhielt.
[Vgl. 2.16 Erzwungene Flucht: Die Emigration des letzten Rabbiners, in: Geck, Möllers, Pohl, „Wo du gehst und stehst… ", Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945, Recklinghausen 2002, S. 91-92]