Aktuelles Recklinghausen

Welche notwendigen Faktoren und Umsetzungsschritte dafür nötig sind, darüber diskutierten insgesamt 20 Fachfrauen aus unterschiedlichen Institutionen (Gleichstellungsbeauftragte, Polizei, Krankenhäuser, Frauenhäuser, Beratungsstellen, Kreisgesundheitsamt, Jugendamt und Weisser Ring). Dazu hatte der kreisweite „Runde Tisch gegen Gewalt “ ins Glashaus Herten eingeladen.
„Erlittene sexuelle Gewalt lässt die Opfer oft verstummen. Manche brauchen Zeit, manchmal Jahre, bis sie eine Tat öffentlich machen und endlich den Mut gefasst haben, einen Täter bei der Polizei anzuzeigen. Spuren, die dann vor Gericht als Beweis dienen, gibt es dann möglicherweise nicht mehr“ so Conny Schulte, von der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Genau da setzt die „Anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftat“ (ASS) an: Die Spuren werden anonym und gerichtsrelevant gesichert und gelagert und das Opfer kann Jahre später noch darauf zurückgreifen.
Bei dem Treffen im Glashaus ist deutlich geworden, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Es sind drei Fälle aus Recklinghausen, Dorsten und Castrop-Rauxel bekannt, bei denen Opfer von sexualisierter Gewalt mit dem Wunsch nach anonymisierter Spurensicherung von den örtlichen Krankenhäusern abgewiesen wurden.
Eine landesweite Etablierung eines „bedarfsgerechten Angebots zur anonymen Spurensicherung bei sexualisierter und häuslicher Gewalt “ scheint jedoch in weiter Ferne zu sein, da es allein an den Städten liegt, ein Netzwerk aufzubauen und wichtige Verfahren einzuleiten.
Alle Anwesenden erachten die Etablierung von ASS im Kreisgebiet Recklinghausen dennoch für gut und unbedingt notwendig. Fachfrauen aus allen Regionen des Kreises wollen in Zukunft an der weiteren Umsetzung mitwirken. Der kreisweite Runde Tisch wird weiterhin zu diesem Thema einladen.
Der „Runde Tisch gegen Gewalt “ tagt unter Federführung der städtischen Gleichstellungsbeauftragten der Städte Recklinghausen (Gabriele Steuer), Herten (Maresa Kallmeier) und Oer-Erkenschwick (Annegret Holzapfel) sowie der Leiterin der Hilfen für Frauen des Diakonischen Werks im Kirchenkreis Recklinghausen (Andrea Becker) und der Leiterin der Frauenberatungsstelle Recklinghausen (Manuela Sabozin). Gemeinsam mit Angelika Himmert, Gleichstellungsbeauftragte aus Castrop-Rauxel luden sie Beratungsstellen und Einrichtungen aus dem Kreis Recklinghausen zu diesem Informationstag ein.
Informiert wurden alle Anwesenden durch Conny Schulte und die Psychologin Dr. Maria Mensching. Sie informieren und beraten örtliche Netzwerke für die LAG der autonomen Frauen-Notrufe in NRW. Die LAG ist seit Juni vom Ministerium für Emanzipation, Gesundheit, Pflege und Alter NRW temporär mit der Koordinierung eines landesweiten Verfahrens beauftragt. Im Kreis Bonn/Rhein-Sieg ist das von ihnen vorgestellte Modell bereits seit 2006 fest etabliert. Träger ist der Arbeitskreis Opferschutz, ein Netzwerk aus über 50 Institutionen und Fachkräften.