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Koffer Eva Pander, Museum Auschwitz/Jacek Maria Stoklasa im Institut für Stadtgeschichte Recklinghausen
Berge von Brillen, Schuhen, Prothesen, Haaren und Koffern sind noch heute im KZ Auschwitz zu sehen - erschütternde Belege nicht nur des millionenfachen Mordes, sondern auch der systematischen Ausplünderung der Mordopfer. Tausende mit Personen- und Städtenamen sorgfältig beschriftete Gepäckstücke erinnern an die Todeszüge, die aus ganz Europa hier ankamen. Sie erinnern auch, in welch zynischer Weise mit den Ängsten und Hoffnungen der Opfer gespielt wurde, deren penibel gekennzeichneter Besitz bereits an der Rampe des Vernichtungslagers von der SS geraubt wurde. Inmitten dieser Kofferberge befindet sich einer mit der Aufschrift: „EVA PANDER, Recklinghausen, A 00111“.
Die Sorgfalt und Exaktheit der Aufschrift ist das Ergebnis der bürokratischen Begleitumstände der Deportationen. So gab es für alle Betroffenen vorher ein umfangreiches „Merkblatt für die Teilnehmer an den Abwanderungstransporten“. Sorgfältig werden darin die Kleidungsstücke aufgezählt, die als „Reisekleidung“ akzeptiert wurden. Ebenso penibel folgte die Liste der genehmigten Gegenstände und Kleidung für das maximal 50 kg schwere „Reise- und Handgepäck“. Wenn schließlich die Betroffenen aufgefordert wurden, ihre Gepäckteile sehr sorgfältig zu beschriften, war die Illusion der Reisevorbereitungen in neue Siedlungsgebiete perfekt inszeniert. Als Personalbelege waren die Kennkarten für Juden mit dem dicken, roten Stempelaufdruck „J“ mitzunehmen; für die Recklinghäuserin Eva Pander trug sie die Nummer „A 00111“.
Am 27. Juli 1942 waren mit Eva Pander (geb. 28.11.1853), Helene Sternberg (1854) und ihrer Tochter Elfriede Sternberg (1880) die letzten Jüdinnen der Stadt deportiert worden. Frau Pander, deren 1925 verstorbener Mann Salomon Pander auf dem Jüdischen Friedhof begraben ist, lebte bis Mitte 1941 mit ihrer Tochter Frieda und deren Ehemann Joseph Abraham (1874 - 1929) im Haus Bochumer Straße 139, das dem Ehepaar gehörte und in dem beide das Textilkaufhaus Hohenstein betrieben. 1941 mussten Mutter und Tochter in das „Judenhaus“ Bochumer Straße 100 umziehen.
Im Januar 1942 erlebte die damals 88-jährige Eva Pander die Verschleppung ihrer Tochter mit. Sie selbst wurde nach der endgültigen Auflösung des „Judenhauses“ am 3. März 1942 in das 1930 eröffnete Städtische Altenheim in Grullbad gebracht. Zusammen mit der 88-jährigen Helene Sternberg (1854) und deren fast erblindeter Tochter Elfriede (1880) lebten sie isoliert in einem kleinen Anbau. Familie Sternberg hatte vorher an der Bochumer Straße 75, dann im „Judenhaus“ Bismarckstr. 3 gelebt. Lediglich die Vorsehungsschwestern, die das Altenheim betreuten und die Geistlichen waren über den Aufenthalt der drei Jüdinnen informiert.
Die Chronik dieser Ordensgemeinschaft berichtet über ihr weiteres Schicksal: „Die alten Mütterchen waren gern hier, wir waren froh, ihr schweres Los etwas zu erleichtern. Leider sollte ihr Aufenthalt nicht von langer Dauer sein. Am 27. Juli 1942 wurden sie mit einem Krankenauto zum Bahnhof gebracht […]. Ein herzzerreißender Anblick war es, als die 88-jährigen Mütterchen mit dem Rucksack auf dem Rücken und einer Tasche in der Hand, in der sie ihre ganze Habe hatten, die Reise antraten. Es war ein furchtbarer Anblick, den wir nie vergessen werden. Wir mussten zusehen, ohne helfen zu können.“ Mit der Transportnummer „Münster XI/1-835“ wurden Eva Pander zusammen mit den Sternbergs und 901 Personen ins KZ Theresienstadt transportiert, das der Zug am 01.08.1942 erreichte.
Bei ihrer Ankunft war die ursprünglich geplante Zahl von 7000 Insassen bereits auf 51.554 gestiegen. Allein im Monat August kamen in 36 Transporten fast 35.000 Häftlinge hinzu. Angesichts der unhygienischen Lebensverhältnisse und der Enge war die Überlebenschance gerade für alte Menschen schlecht. Von den 901 Deportierten des Transports „Münster“ überlebten nur 46 Personen.
Unter den registrierten fast 4000 Toten des Lagers im Oktober befand sich auch Eva Pander; sie starb zwei Monate nach ihrer Ankunft am 09.10.1942. Das Todesdatum von Helene Sternberg ist unbekannt. Ihre Tochter Elfriede wurde mit einem der letzten Transporte am 16. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert; dabei nahm sie vermutlich den Koffer mit auf den Transport in den Tod.
[Vgl. 3.6 Deportation aus dem Altenheim ins KZ (Seniorenheim Grullbad), in: Geck, Möllers, Pohl, "Wo du gehst und stehst…", Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933 bis 1945, Recklinghausen 2002, S. 128ff]