Aktuelles Recklinghausen

Mit einem Festakt am Freitag, 10. September, beging Bürgermeister Christoph Tesche mit der Delegation aus Bytom das Jubiläum im Ruhrfestspielhaus.
Dabei nahm die Verbindung zwischen den beiden Städten viel früher ihren Anfang, als Recklinghausen im Jahr 1952 die Patenschaft für die geflüchteten und vertriebenen Bewohner*innen Bytoms übernahm. „Unsere Städtepartnerschaft steht beispielhaft dafür, dass Versöhnung und das Schließen von Freundschaften über Landesgrenzen hinweg gelingen kann“, sagte Bürgermeister Tesche. „Die Corona-Pandemie und das Aufkommen von antidemokratischem Gedankengut in der Gesellschaft verdeutlichen einmal mehr die Bedeutung unserer Partnerschaft. In 20 Jahren Freundschaft haben nicht nur unsere Verwaltungen, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger von zahlreichen Austauschen und interkulturellen Projekten profitiert.“
Der Bürgermeister freute sich besonders, dass eine elfköpfige Delegation aus Bytom angeführt von Stadtpräsident Mariusz Wolosz auf Besuch in Recklinghausen war und selbstverständlich auch an dem Festakt teilnahm. Mit Blick auf die erfolgreichen Jahrzehnte als Städtepartner betonte Wolosz: „Menschen, die zusammenarbeiten, können etwas schaffen, was der oder die Einzelne nicht schafft.“
Nach den Ansprachen der beiden Bürgermeister übergaben sich die geladenen Recklinghäuser*innen und Bytomer*innen gegenseitig Geschenke aus der Heimat und schnitten die Torte an. Nach der traditionellen Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Recklinghausen wurde das Abendessen eingenommen. Der Festakt klang mit einem gemütlichen Beisammensein aus. Für den musikalischen Rahmen beim Empfang im Ruhrfestspielhaus sorgte die deutsch-polnische Musikgruppe Oxforduo.
Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Festakt zum 20-jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum auf September 2021 verschoben werden. „Mir war es ein persönliches Anliegen, dass das Treffen trotz aller Widrigkeiten zustande kommt“, fügte Tesche hinzu. „In diesem Sinne möchte ich auch den gebürtigen Bytomer und Ehrenbürger Johannes Gayda ehren, der einen großen Verdienst an unserer Städtepartnerschaft trägt. Noch vor dieser Verbindung ermöglichte er den ‚Brückenbau‘ zwischen unserer Kommunen.“
Nach zwei Jahrzehnten Zusammenarbeit ist die Partnerschaft zwischen Recklinghausen und Bytom gefestigt. Dank beispielsweise verschiedenen Praktikantenaustauschen, regelmäßigen Jugendbegegnungsreisen organisiert von der BRÜCKE, dem städtischen Integrationsinstitut oder der gemeinsamen Teilnahme an EU-Projekten des Instituts wurde der Kontakt stets aufrechterhalten und intensiviert.
„Heute ist es wichtiger denn je, solche Partnerschaften nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern intensiv zu pflegen. Dem neu aufkeimenden Rechtsextremismus dieser Tage muss ein deutliches Zeichen entgegengesetzt werden“, sagte das Recklinghäuser Stadtoberhaupt. „Bis heute haben wir 175 Begegnungen organisiert, an denen über 2.000 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Ich kann sowohl der Recklinghäuser als auch der Bytomer Bevölkerung versprechen: Wir haben noch viel vor!“
Die Delegation aus Polen reiste bereits am Donnerstag, 9. September, an und lernte gemeinsam mit Mitarbeitenden der BRÜCKE Recklinghausens Altstadt, das Theodor-Heuss-Gymnasium als Europaschule und die Halde Hoheward auf der Grenze zu Herten kennen. Ein glücklicher Zufall war, dass das Marktplatzspringen während des Besuchs der Bytomer*innen stattfand, sodass sie an der beliebten Veranstaltung teilnehmen konnten. Die Delegation reiste am frühen Samstagmorgen, 11. September, wieder ab.
Hintergrund: Das ist die polnische Stadt Bytom
Bytom, das in deutschem Sprachgebrauch seit dem 15. Jahrhundert auch Beuthen heißt, ist eine alte oberschlesische Stadt, die im 12. Jahrhundert, also schon hundert Jahre vor Recklinghausen, Stadtrechte genoss. Ihre Bergbautradition ist älter als diejenige Recklinghausens, da es dort schon im 18. Jahrhundert Kohlegruben gab. In Bytom leben etwa 140.000 Bürger*innen.
Bis 1740 waren Bytom und das – schon lange vor dem Ruhrgebiet – industriell hochentwickelte Oberschlesien Teil der Habsburgermonarchie, erst danach wurde Beuthen eine preußisch-deutsche Stadt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zur tiefen Zäsur für die Stadtgeschichte: schwere Kriegszerstörungen, Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung, neue Besiedlung durch polnische Stadtbewohner*innen.
Heute ist Bytom eine Stadt, in der sich Bergbau und Kultur, Schlesisches, Deutsches und Polnisches vielfältig begegnen: Museen, Theater, schöne Kirchen und die berühmte Oper sind die Aushängeschilder der Stadt, die sich mitten in Europa befindet. Auch der Fußball hat Tradition in Bytom, und zwar vor und nach 1945.
Weitere Informationen zu den Partnerstädten Recklinghausens gibt es online auf www.recklinghausen.de unter „Rathaus & Politik“ und „Städtepartnerschaften“.